Im Jahre 1891 – die Gemeinde zählte damals etwa 300 Einwohner – fanden sich die nachstehend aufgeführten 17 jungen Ruppertshainer zur Gründung des “Turnverein” Ruppertshain zusammen:
Fischer I, Anton
Fischer II, Anton
Fischer, Michael
Gies, Martin
Hilz, Georg
Hilz, Johann
Hilz, Karl
Ohlenschläger, Adam
Ohlenschläger, Johann
Ohlenschläger, Peter
Prokasky, Anton
Prokasky, Johann
Thoma, Jakob
Usinger, Adam
Usinger, Johann
Usinger, Martin
Usinger, Peter
Nur mit großen Anstrengungen und viel Idealismus war es bei den bescheidenen Mitteln, die zur Verfügung standen, möglich, das Vereinsziel zu erfüllen: Volkstümliches Turnen zur Kräftigung und Ertüchtigung des jugendlichen Körpers. Zunächst wurden zur Ausübung des Sports ein Grundstück “In der Mark” gepachtet und nach und nach Turngeräte angeschafft.
Nachdem der Verein etwa um die Jahrhundertwende der Deutschen Turnerschaft beigetreten war, richtete er am 11. Oktober 1903 sein erstes großes Turnfest mit Weihe unserer Vereinsfahne in Ruppertshain aus. Der Reinerlös dieser Veranstaltung betrug damals immerhin stattliche 500,– Mark. Am 22. April 1904 konnte der Verein ein 443 qm großes Gelände am damaligen Friedhof erwerben und zu einem Turnplatz ausbauen. In diesem Zusammenhang wurde die Änderung der Rechtsform in “eingetragener Verein ” notwendig. Die Eintragung erfolgte noch im gleichen Jahr im Vereinsregister beim zuständigen Amtsgericht in Königstein. Im Jahre 1905 war die Mitgliederzahl auf 50 angewachsen. Der Aufschwung im Verein zeigte sich auch an vielen sportlichen Erfolgen, wovon einige alte Urkunden noch heute Zeugnis ablegen. In den Jahren 1914-1918 ruhte das Vereinsleben infolge der Auswirkungen des Ersten Weltkrieges und konnte erst 1920 mit der Abhaltung regelmäßiger Turnstunden wieder fortgesetzt werden. Auf der Generalversammlung 1922 wurde mit 26:17 Stimmen beschlossen, der “Freie Turnerschaft” beizutreten.
Wenn auch von unseren aktiven Turnern weiterhin beachtliche Leistungen mit guten Ergebnissen insbesondere auch bei auswärtigen Turnveranstaltungen vollbracht wurden, fand doch in den Jahren 1929/30 auch in den Landgemeinden der Fußballsport bei den Jugendlichen immer mehr Interesse.
Dies führte zur Gründung einer Fußballabteilung innerhalb unseres Vereins, die allerdings zunächst etwas im Schatten der ebenfalls in unserer Gemeinde Fußball spielenden DJK stand. Beide Mannschaften spielten auf einem Gelände in den Sillswiesen, das heute zum Gebiet des Rettershofes gehört. In diese Zeit fiel auch die Gründung eines Spielmannzuges.
Als im Jahre 1933 das NS-Regime an die Macht kam, musste unser Vorstand zurücktreten und die DJK-Verbände wurden verboten. Dadurch kam in unserer Gemeinde vorübergehend jeglicher Sport zum Erliegen. Erst 1936 schlossen sich alle Fußballspieler wieder zusammen. Unsere Vereinsfarben violett und weiß wurden von der DJK übernommen. Nur einige Meter unterhalb des heutigen Sportgeländes wurde ein Fußballfeld errichtet, das allerdings in seinen Ausmaßen und seiner Beschaffenheit nicht ganz der Norm. Bei den Erdarbeiten auf dem abschüssigen Grundstück kam es leider zu einem tödlichen Unfall, dem ein Ruppertshainer Bürger zum Opfer fiel.
Einem beginnenden Aufblühen machte der Zweite Weltkrieg ein jähes Ende. Viele Mitglieder wurden nach und nach zur Wehrmacht einberufen. Nur die Jugendmannschaften des Vereins hielten einen eingeschränkten Spielbetrieb bis Herbst 1941 aufrecht. Nach Kriegsende beklagte der Verein den Verlust von 35 Mitgliedern, die nicht mehr in die Heimat zurückkehrten.
Bereits 1945 jagten die ersten heimgekehrten Mitglieder in einer Spielgemeinschaft mit Fußballern aus Fischbach wieder dem runden Leder nach. Am 7.4.1946 trug der Verein unter seinem Namen das erste Fußballspiel in Schneidhain aus (Ergebnis: 4:5 für Ruppertshain).
Durch Beschluss der Jahreshauptversammlung vom 14.2.1948 ist an die Stelle “Turnverein” die Bezeichnung “Sportverein e.V. Ruppertshain im Taunus” getreten.
Im Sommer 1951 wurde das 60jährige Bestehen gefeiert. Ein Jahr später konnte der Vorstand mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung und finanzieller Hilfe des Hessischen Fußballverbandes nach umfangreichen und schwierigen Verhandlungen neun in der Gemarkung “Auf der Platt” gelegene Parzellen mit insgesamt 2678qm zum Teilerwerb eines neuen Sportgeländes ankaufen. Zuvor wurde der vereinseigene, jedoch ungenutzte Turnplatz veräußert. Der Verkaufserlös diente zu der vom Hessischen Fußballverband für seine Unterstützung geforderten finanziellen Eigenleistung unseres Vereins. Die Planierarbeiten beim späteren Ausbau wurden von einer Pioniereinheit der US-Armee ausgeführt. Die Einweihung erfolgte im Sommer 1956 mit einem Eröffnungsspiel gegen den VfB Unterliederbach.
Das sogenannte Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik übertrug sich auch auf die Ansprüche aller Aktiven und so war es notwendig, ein den Zeiterfordernissen entsprechendes Sportlerheim mit Umkleidekabinen nebst Dusch- und Toilettenanlagen und einer Wohnung für den Platzwart zu erstellen. Die Einweihung des Gebäudes, das erste seiner Art für einen Verein unserer Größe im Main-Taunus-Kreis, wurde am 17. Juni 1963 (Pfingsten) vollzogen. Wenn der Chronist sich auch vorgenommen hatte, nur zu berichten und sich mit Bewertungen zurück zu halten, so glaubt er doch, dass dieses Ereignis einer besonderen Würdigung bedarf. Unter der treibenden Kraft seines damaligen und langjährigen Vorsitzenden Hans Bohnert baute der Verein – überwiegend in Selbsthilfe – ein Heim, mit dem sich viele Vereinsmitglieder – ob durch finanzielle Unterstützung oder durch Mithilfe am Bau – gewissermaßen ein “Denkmal” schufen, das noch heute das Vereinsleben maßgeblich beeinflusst.
Der allgemeine Aufschwung nach dem Kriege wirkte sich auch auf unseren Verein und die Erfolge unserer Fußballmannschaften aus. Nach Abschluss der jeweiligen Spielrunden war unser Verein 18 Jahre lang immer auf einem der vorderen Plätze der B-Klasse zu finden, bis nach Ende der Spielsaison 1964/65 sowohl der ersten als auch der zweiten Mannschaft mit der Erringung der Meisterschaft endlich der Aufstieg in die A-Klasse gelang. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte unser damaliger Spielertrainer Franz Sittig aus Höchst.
In der Zeit vom 18.-27. Juni 1966 feierte unser Verein unter der Schirmherrschaft der Herren Dr. h. c. Georg von Opel und Dipl. Ing. Robert Wenigmann sein 75jähriges Jubiläum. Den Mittelpunkt der Festtage bildete neben dem Festkommers ein Jubiläumsturnier und das Spiel einer Auswahlmannschaft gegen Opel Rüsselsheim. Der Verein hatte in der Zwischenzeit eine Mitgliederstärke von 250 erreicht und zählte mehr als 70 aktive Jugendliche in seinen Reihen.
1967 musste der Verein bedauerlicherweise den Abstieg seiner ersten Mannschaft in die B-Klasse hinnehmen und fast vier Jahre warten, um wieder von einem besonderen Erfolgserlebnis berichten zu können. Im Jahre 1971 wurde – als eine der ersten in unserem Kreis – eine Fußball-Damenmannschaft gegründet, die in den folgenden Jahren einige spektakuläre Erfolge zu verzeichnen hatte. Dazu gehörte u. a. der Gewinn des Hessen-Pokals auf Kreis- und Bezirksebene. Leider musste der Spielbetrieb der Damenmannschaft wegen fehlendem Nachwuchs 1986 eingestellt werden. Vorher schon – am 12. März 1970 – gründete sich innerhalb unseres Vereins wieder eine Turnabteilung, aus der ca. 2 Jahre später der heutige TuS Rossert hervorging.
Im Laufe der Jahre geriet das Sportfeld in einen immer desolateren Zustand, so dass schließlich 1975 ein ordnungsgemäßer Spielbetrieb kaum noch möglich war. An eine Abhilfe aus eigener Kraft war wegen der damit verbundenen hohen Kosten nicht zu denken. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Rossert unter ihrem damaligen Bürgermeister Lehner kam es daher zu einer “großen Lösung”, bei der nicht nur der eigentliche Sportplatz hergerichtet wurde, sondern das gesamte Sportgelände in seiner heutigen Gestaltung mit Laufbahn, Parkplatz, Kleinspielfeld und Bewirtschaftungsraum im Sportlerheim erstellt wurde. Leider war es dem Verein trotz langwieriger, zäher Verhandlungen unter den gegebenen Umständen nicht möglich, das in seinem Besitz befindliche Gelände als Eigentum zu behalten. Auch ein 1959 mit der Gemeinde Ruppertshain abgeschlossener Pachtvertrag über 99 Jahre erwies sich dabei wegen fraglicher Rechtskraft als wenig hilfreich. Der Fairness halber muss jedoch vermerkt werden, dass wir aufgrund gewisser Privilegien, die uns von der Gemeinde aufgrund unseres eingebrachten Grundbesitzes zugestanden wurden, letztlich mit den entstandenen Verhältnissen auch heute noch gut leben können.
Die neue Sportanlage wurde im Rahmen einer Sportwerbewoche vom 30.7. bis 9.8.1976 offiziell eingeweiht, wobei ein Orientierungslauf der Ortsvereine und das Spiel einer Auswahl gegen den FSV Frankfurt die sportlichen Höhepunkte bildeten.
Im Zusammenhang mit der Eingemeindung in die Stadt Kelkheim waren unsere Mitglieder bestrebt, den ursprünglichen Ortsnamen Ruppertshain für den Verein zu erhalten und das Jahr seiner Gründung herauszustellen. Daher führt der Verein seit 1977 bis zum heutigen Tage den Namen “Sportverein 1891 Ruppertshain e. V.”.
Das Jahr 1981 gab erneut Anlass, ein Jubiläum zu feiern. Die Festveranstaltungen zu unserem 90jährigen Bestehen standen unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Richard Gehrunger (damalige Hoechst AG). Jugend-, Damen- und Senioren – Fußballturniere bildeten den Rahmen zu den Höhepunkten, einem Spiel unserer Damenmannschaft gegen den FSV Frankfurt, der Begegnung einer Kelkheimer Stadtauswahl gegen die SG Eintracht Frankfurt Amateure und einem bunten Abend unter Mitwirkung Kelkheimer und Krifteler Vereine.
Danach folgten 10 Jahre für die es im sportlichen Bereich von Höhen und Tiefen zu berichten gibt. Dem Abstieg unserer Senioren-Mannschaft in die neu gegründete Kreisliga C im Jahre 1982 folgte ein Jahr später mit Erreichen des zweiten Tabellenplatzes in dieser Klasse der Wiederaufstieg in die Kreisliga B. Zwei Jahre später fanden wir uns erneut in der Kreisliga C wieder. Im Jahr darauf errang unsere erste Mannschaft durch einen Sieg im Entscheidungsspiel gegen Fortuna Höchst die Meisterschaft und damit den erneuten Aufstieg in die Kreisliga B. Damit aber noch nicht genug. 1989 stiegen wir wiederum in die Kreisliga C ab, die allerdings 1990 aufgelöst wurde und unserem Verein dadurch den automatischen Aufstieg in die Kreisliga B brachte, der wir auch im Jubiläumsjahr 1991 angehörten. In diese Zeit fiel auch die bereits erwähnte Einstellung des Spielbetriebs unserer Damenmannschaft im Jahre 1986. Insbesondere aber beklagte der Verein, dass aufgrund eines tragischen Ereignisses die Jugendarbeit einen schmerzlichen Rückschlag erlitt und in den Jahren 1986 bis 1988 so gut wie vollständig zum Erliegen kam.
1991 wurde das 100jährige Vereinsjubiläum in großem Rahmen gefeiert. Der leider vor kurzem verstorbene Dr. Richard Gehrunger konnte erneut als Schirmherr gewonnen werden. Rund 30 Ehrengäste und mehr als 300 Ehrenausschussmitglieder aus der heimischen Umgebung bezeugten ihre Verbundenheit mit unserem Verein. Nach einem ökumenischen Gottesdienst fanden vom 9. – 23. Juni 1991 im großen Festzelt am Sportplatz und auf dem Sportplatz eine Vielzahl von Fest- und Sportveranstaltungen statt. Die Höhepunkte bildeten eine “GROSSE GALA” mit Stargast Bernd Clüver und das Spiel einer Kelkheimer Stadtauswahl gegen die SG 01 Hoechst (Oberliga Hessen).
Die anschließenden Jahre im Vereinsleben waren in mehrfacher Hinsicht von einer rasanten Weiterentwicklung geprägt.
Besonders glücklich sind wir über die Entwicklung in der Fußballjugendabteilung. Zunächst wurde ab 1989 unter dem Jugendleiter Norbert Schnarrenberger der Spielbetrieb wieder aufgenommen. Als er das Amt im Herbst 1992 an seine Ehefrau Cordula Schnarrenberger übergab, spielten bereits wieder rund 35 Jugendliche in 5 Mannschaften – z. T. in Spielgemeinschaften mit dem SV Fischbach und dem FC Schloßborn – in unserem Verein. Diese Aufbauarbeit wurde in den folgenden Jahren unter der verantwortungsvollen und aufopfernden Mithilfe vieler Betreuerinnen und Betreuer fortgesetzt. Heute spielen unter der Jugendleiterin Heike Fischer, die dieses Amt im vergangenen Jahr von Cordula Schnarrenberger übernahm, wieder fast 100 Jugendliche in 7 Mannschaften in unseren Reihen (z. T. in JSG’s). An dieser Stelle bedankt sich der Vorstand ausdrücklich bei allen, die durch ihr aktives Mitwirken oder ihre sonstige Unterstützung diese positive Entwicklung möglich gemacht haben.
Am Ende der Saison 1992/93 war es dann endlich wieder einmal soweit, eine Meisterschaft unserer 1. Mannschaft zu feiern. Als Tabellenführer der Kreisliga B war der Aufstieg geschafft und wurde am 5. Juni 1993 in der Schönwiesenhalle gebührend begangen. 1993/94 und nochmals 1997/98 konnten wir den Abstieg erst in jeweils zwei Relegationsspielen gegen SF Vockenhausen bzw. TUS Niederjosbach vermeiden. In der vergangenen Saison redeten wir jedoch lange Zeit ein gewichtiges Wort beim Kampf um den Aufstieg mit und mussten uns erst in der Schlussphase mit dem 5. Tabellenplatz zufrieden geben, immerhin mit 15 Punkten Vorsprung vor dem Nächstplatzierten.
Wie bereits seit mehr als 70 Jahren ist auch heute noch der Fußballsport Schwerpunkt unserer Aktivitäten. Gleichwohl gilt unsere Aufmerksamkeit nicht minder den seit 1992 entstandenen Abteilungen Aerobic, Eltern-Kind-Turnen, Fit ab 45, Tischtennis und der Minigarde “Ruppscher Dancing Queens”. Auch hier gilt unser Dank den Vereinsmitgliedern, die für Aufbau und Fortbestand sowie Übungsleitung und Betreuung beigetragen haben. Die Gründung dieser Abteilungen wäre ohne die Nutzungsmöglichkeit der im Herbst 1992 eingeweihten Schönwiesenhalle wohl nicht möglich gewesen. Einer Erweiterung des sportlichen Angebotes in alle Richtungen steht der Vorstand nach wie vor positiv gegenüber.
Zur Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühles innerhalb der großen Sportlerfamilie veranstaltet der Verein neben seiner traditionellen Jahresabschlussfeier seit Mitte der neunziger Jahre alljährlich ein Oktoberfest, ein Kinderfaschingstreiben und eine oder mehrere Kappensitzungen, deren Programm fast ausschließlich von Akteuren aus den eigenen Reihen gestaltet wird. Sowohl bei diesen Veranstaltungen als auch bei der Bewirtschaftung im Sportlerheim und im Außengelände leisten unsere technischen Leiter zusammen mit ihren zahlreichen Helferinnen und Helfern hervorragende und im wahrsten Sinne des Wortes verdienstvolle Arbeit, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Im 110. Jahr seines Bestehens zählt der “SV 1891 Ruppertshain e.V.” zum 1. September
485 Mitglieder, davon 115 Jugendliche, was einen Zuwachs von fast 60 % innerhalb der vergangenen 10 Jahre bedeutet. Diese erfreuliche Entwicklung, das vielfältige Engagement zahlreicher Vereinsmitglieder und die Unterstützung durch unsere Freunde und Gönner wird die Verantwortlichen weiterhin in ihrem Bemühen bestärken, sich für Interessen und Erfolge unseres Vereins auch in Zukunft tatkräftig einzusetzen.
Fritz Kern
Quellen:
Karl- Heinz Becker, Josef Bielmann (Aufzeichnungen)
Georg Fischer (Festschrift 1966)